Kollagen ist das vorherrschende Protein im menschlichen Organismus und macht 30 Prozent aus. Dieses Strukturprotein unterstützt die Stabilität von Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen, indem es wie ein Gerüst funktioniert.
Es bewahrt zudem die Elastizität der Haut und des Bindegewebes. Der Körper ist in der Lage, eigenständig Kollagen zu produzieren, hauptsächlich aus den Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin. Allerdings verlangsamt sich den Prozess der Kollagenproduktion mit dem Älterwerden. Dies führt dazu, dass die Haut anfängt zu falten, Muskeln ihre Elastizität verlieren, Sehnen weniger beweglich werden, Knochen brüchig werden und Gelenke Schwierigkeiten bekommen. Besonders bemerkbar macht sich dies, wenn ein Gelenk nach einer Verletzung längere Zeit immobilisiert werden muss. Dabei verkürzen sich die Kollagenfasern im Kapselbandapparat. Wird das Gelenk wieder mobilisiert, dehnen sich die Fasern erneut aus, da die Belastung des Bindegewebes die Menge an Kollagen erhöht.
Was leisten Kollagenpräparate?
Im Internet findet man oft Werbung für industrielles Kollagen, das als Pulver, Kapseln, Trinkampullen oder Cremes angeboten wird. Es soll dem Mangel an Kollagen im Alter entgegenwirken und somit die Jugendlichkeit der Haut bewahren. Anbieter versprechen eine schönere Haut, gesunden Knorpel sowie stärkere Bänder und Gelenke.
Das in Cremes vorhandene Kollagen soll in die oberste Hautschicht eindringen, sich ausbreiten und somit kleine Falten auffüllen. Experten führen diesen Effekt allerdings eher auf das in den Cremes enthaltene Wasser zurück, da extern zugeführtes Kollagen nicht dort ankommt, wo es benötigt wird.
Trinkampullen mit Kollagen sollen ebenfalls Falten mindern – von innen heraus. Es existieren zwar Studien, die die Aufnahme von Kollagen im Körper nachweisen, doch das heißt nicht, dass ein sichtbarer und spürbarer Effekt eintritt.
Kollagen Pulver oder Kapseln: Was erreicht die Gelenke?
Kollagen in Pulver- oder Kapselform soll nicht nur Falten reduzieren, sondern auch für gesündere Gelenke, Knochen, Knorpel und Muskeln sorgen. Manche Produzenten behaupten, ihr Kollagen sei dem menschlichen so ähnlich, dass es vom Körper direkt verwendet werden kann. Es wird aus Resten der Schlachtung wie Schweineschwarten, Hühnerhaut und Fischabfällen gewonnen.
Es gibt Studien, die belegen, dass dieses Kollagen tatsächlich in seine Bestandteile zerlegt wird und die Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin in Knochen und Gelenke gelangen, aus denen dann eigenes Kollagen synthetisiert werden könnte. Ob dies tatsächlich geschieht, ist allerdings unbekannt. Die Annahme, dass der Körper das zugeführte Kollagen direkt in Muskeln, Sehnen und Gelenke einfügt, ist daher nicht korrekt.
Langfristige Einnahme von Kollagen nicht empfohlen
Experten raten daher von der Behauptung ab, dass solch ein Kollagen Pulver Gelenkprobleme verbessern oder verhindern könnte. Da es Nahrungsergänzungsmittel sind, müssen Hersteller ihre Wirksamkeit auch nicht in Studien belegen. Dazu gibt es keine Langzeitstudien und keine Untersuchungen zu den Folgen einer Überdosierung, weshalb eine permanente Einnahme bisher nicht empfohlen wird.
Wichtige Aminosäuren sind auch in zahlreichen Lebensmitteln vorhanden
Die essentiellen Aminosäuren für die Kollagenproduktion sind nicht nur in teuren Pulvern enthalten, sondern auch in vielen Nahrungsmitteln: Glycin findet man in Rindfleisch und Lachs, aber auch in Sojabohnen, Erbsen, Linsen, Haferflocken, Kürbiskernen, Reis, Erdnüssen und Weizenkeimen. Linsen und Tofu sind gute Prolinquellen. Hydroxyprolin ist zwar nicht in pflanzlichen Produkten vorhanden, außer in Knochenbrühe und Gelatine, kann aber vom Körper aus Prolin selbst hergestellt werden. Hierfür ist Vitamin C als Koenzym notwendig, das ebenfalls für die Produktion von Kollagen benötigt wird, genau wie Kupfer, Zink und weitere Spurenelemente. Während diese Mikronährstoffe oft in den Pulvern fehlen, kann eine ausgeglichene Ernährung sie bereitstellen.